Dieses kleine Büchlein habe ich beim Stöbern in meiner Lieblingsbuchhandlung entdeckt. Ich mag ja Cafés, Kaffee und gute Gespräche und vermisse all dies seit Pandemiebeginn wie vieles andere auch. Ein schmerzlicher Verlust den die Pandemie mit sich gebracht hat. Auch wenn es mittlerweile wieder möglich ist ins Café zu gehen, halte mich weiter zurück – zu fragil und unsicher erscheint mir die aktuelle Lage.
Um so schöner hier ein Buch gefunden zu haben, das einem die Zeit mit schönen Beiträgen versüßt.
Das Romanische Café war ein Künstlerlokal in Berlin-Charlottenburg, östlich der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Das Gebäude wurde jedoch bei einem Luftangriff 1943 beschädigt und 1950 abgerissen. Seit 1965 steht dort am Breitscheidplatz, zwischen Tauentzienstraße und Budapester Straße, das Europa-Center.
Brigitte Landes hat hier ganz unterschiedliche Texte berühmter Gäste des romanischen Cafés zusammengetragen und in diesem auch optisch wunderbaren Band veröffentlicht.
Das Café war der Treffpunkt der Bohème, Maler, Schriftsteller, Journalisten, Theater- und Filmleute, bis 1933 die Gestapo dort an einem der Tische platz nahm und viele der Gäste untertauchen oder fliehen mussten.
Im Anhang des Buches findet man recht deutlich was dies für einige der Stammgäste bedeutete und nach sich zog. Ich habe mir beim Lesen die Frage gestellt ob der Anhang nicht besser am Anfang des Buches aufgehoben gewesen wäre. Ich empfand ihn in den Moment zu gewichtig am Ende des Buches. Aber er hat an der Stelle dem Buch den richtigen Abschluss gegeben und trägt seinen Teil zum nicht vergessen des Buches und der Gräuel des Nationalsozialismus bei. So etwas darf nicht mehr passieren. In Anbetracht der Entwicklungen – Ich denke hierbei an Querdenker&Co – ein Grund mehr dieses Buch, vielleicht im kommenden Urlaub (auf Balkonien), zu lesen.
U.A. Joseph Roth, Else Lasker-Schüler, Erich Kästner,Kurt Tucholsky und Walter Benjamin, lassen mit Ihren Texten die Atmosphäre und Geschichte des Cafés greifbar und lebendig werden. Das Büchlein beschreibt die Gäste, die schamlos um die Tische der Gutbetuchten schleichen und sich durchs Leben schnorrten. Das Romanische Café war die Bühne, Infobörse und (Über-)Lebensraum für viele hungerleidende Künstler im Berlin dieser Zeit.
Eine kleine Hommage an die 20er Jahre und das Leben der Bohemiens.
Das Buch beim Verlag:
https://www.suhrkamp.de/buch/brigitte-landes-im-romanischen-cafe-t-9783458194729
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Brigitte Landes
Im Romanischen Café
Ein Gästebuch
Suhrkamp|Insel
Ersterscheinungstermin: 13.09.2020
Erscheinungstermin (gelesene Auflage): 30.01.2021
Fester Einband, 127 Seiten
978-3-458-19472-9
14€
(Angaben Stand 28.11.2024)
