Eine Rede für ein geeintes Europa
Wir leben in einer Zeit, in der unsere Werte, unsere Einheit und unser Zusammenhalt als Menschen und Gesellschaft auf die Probe gestellt werden. In Deutschland und um den gesamten Globus herum werden Stimmen laut, die Trennung und Isolation fordern.
Gerade deshalb sage ich unmissverständlich Deutschland gehört in die Europäische Union, und ein vereintes Europa ist und bleibt die einzige wahre Zukunft. Deutschland gehört in das Herz dieses geeinten Europas.
Der Krieg in der Ukraine führt uns die Bedeutung der EU eindrücklich vor Augen. Als Reaktion auf die russische Aggression hat die EU ihre größte Kraft bewiesen: Einheit. Sie hat umfassende Sanktionen verhängt, die Ukraine wirtschaftlich und politisch unterstützt und Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg Schutz geboten. Dies wäre ohne die EU in dieser Form kaum möglich gewesen.
Die Stärke der EU liegt darin, dass sie als Gemeinschaft handelt und den Frieden sowie die Freiheit Europas verteidigt. Dies ist eine zentrale Errungenschaft, die wir schützen und weiter ausbauen müssen.
Ohne die EU hätte die Gefahr bestanden, dass jedes Land isoliert und uneinheitlich hätte agieren müssen und diesen Herausforderungen möglicherweise nicht gewachsen gewesen wäre.
Vergessen wir deshalb nicht, warum die EU überhaupt gegründet wurde: Sie entstand nach den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs, mit dem Ziel, Frieden, Stabilität und Wohlstand in Europa zu sichern. Die Vision war und bleibt, dass Länder, die wirtschaftlich und politisch eng verflochten sind, weniger wahrscheinlich in Konflikte geraten.
Ein Zitat des französischen Außenministers Robert Schuman von 1950 bringt diese Vision auf den Punkt: „Der Weltfrieden kann nur durch schöpferische Anstrengungen gesichert werden, die sich auf eine Solidarität der Staaten stützen.“
Seit über 70 Jahren gibt es Frieden zwischen den Mitgliedsstaaten der EU – eine Errungenschaft, die uns unbedingt Mut machen sollte, diese Vision weiter zu gestalten. Doch Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Er muss täglich gepflegt werden. Dazu gehört es, die Grundwerte der Demokratie – wie Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit und den Schutz der Menschenrechte – zu respektieren und zu verteidigen.
Ich denke wir sind uns alle einig, dass unser Kontinent niemals wieder in den Feuern eines Krieges versinken darf.
Ein Blick nach Großbritannien zeigt uns, wohin der Weg der Isolation führen kann. Der Brexit hat das Land wirtschaftlich geschwächt, politisch isoliert und gesellschaftlich gespalten. Großbritannien kämpft mit Handelshemmnissen, sinkenden Investitionen und Unsicherheit. Ist das die Zukunft, die wir uns für Deutschland wünschen? Ich sage dazu entschieden: Nein!
Die EU ist unser wirtschaftlicher Lebensnerv. Deutschland ist Teil des größten Handelsblocks der Welt. Ein Austritt würde bedeuten: Exportzölle, bürokratische Hürden, Verlust vieler Arbeitsplätze – all das wäre ein massiver Rückschlag für unseren Wohlstand.
Und dennoch gibt es hierzulande Stimmen – insbesondere solche aus der rechten Ecke der AfD – die sich für einen Austritt aus der EU und für eine Rückkehr zur D-Mark aussprechen.
„Beware of the Consequences“ mag man da von Dover aus über den Kanal brüllen.
Die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimawandel, Migration, Automatisierung – sind global. Kein Land wird sie allein bewältigen können. Die EU bietet uns den Rahmen, diese Probleme partnerschaftlich anzugehen. Sie gibt uns die Möglichkeit, eine bessere und sichere Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder zu schaffen, die von offenen Grenzen und Freiheiten profitieren sollen.
Ja, die EU ist nicht perfekt. Aber sie lebt von der aktiven Mitgestaltung ihrer Mitglieder. Wir dürfen uns nicht abwenden, wenn Reformen nötig sind, sondern müssen uns einbringen. Vielfalt, Zusammenhalt und Fortschritt – das ist der wahre europäische Geist.
Lasst uns die EU nicht als Last, sondern als große Chance begreifen. Und lasst uns gemeinsam für ein starkes Europa des Zusammenhalts sorgen, in dem Deutschland seinen Platz hat – als verlässlicher Partner, als Freund.
Und am Ende sollten wir vor allem eines sein: Weltbürger!
Die über nationale Grenzen hinaus denken, sich mit der gesamten Menschheit verbunden fühlen und aktiv dazu beitragen, globale Herausforderungen zu bewältigen. Wir sollten alle eine Haltung einnehmen, die universelle Werte wie Frieden, Gerechtigkeit, Toleranz und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt.
17.01.2025