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Bürogebäude in London
Foto: Sven E. Hofmann

Home sweet homeoffice

Warum der Rückzug ins Büro ein Fehler ist.
17. Februar 2025

Immer häufiger mehren sich in letzter Zeit in diversen Artikeln Stimmen, die eine Rückkehr ins Büro fordern – oft mit Argumenten, die einem nostalgischen und nicht mehr zeitgemässen Bild von Arbeit anhängen, als wären Krawatten und Großraumbüros Garanten für Produktivität und Gewinn. Diese Forderungen können eigentlich nur von Präsenzfetischist:innen kommen, die ein narzistisches Bedürfnis nach Kontrolle haben und Schwierigkeiten damit, Vertrauen in ihre Mitarbeitenden zu setzen.

Dabei hat das Homeoffice in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass es nicht nur eine Notlösung ist, sondern ein zukunftsweisendes Arbeitsmodell. Ein genauerer Blick zeigt das Homeoffice nicht nur effizient, sondern auch ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich vorteilhaft ist.

Jeder der zu Stoßzeiten unterwegs ist weiß (oder sollte wissen): Der tägliche Weg ins Büro verursacht Staus, verbraucht Ressourcen und treibt die CO₂-Emissionen in die Höhe. Homeoffice reduziert nicht nur den Verkehr, sondern auch den Energieverbrauch von Bürogebäuden. Wenn Millionen Menschen statt im Stau im Homeoffice sitzen, bedeutet das weniger Abgase, weniger Lärm und eine messbare Entlastung für Umwelt und Infrastruktur. Dazu entlastet es diejenigen die nicht von zuhause arbeiten können, da Straßen und öffentliche Verkehrsmittel deutlich weniger ausgelastet sind.

Ein riesengroßer Pluspunkt – wer von zu Hause arbeitet, spart sich logischerweise den Arbeitsweg – und gewinnt dadurch täglich wertvolle Lebenszeit. Statt hin und zurück jeweils eine Stunde Lebenszeit sinnlos im Pendlerverkehr zu verschwenden, bieten sich plötzlich viele Optionen die mit dem Arbeitsweg nicht möglich wären.

Man kann früher mit der Arbeit starten und somit früher Feierabend machen, sich vor der Arbeit und nach Feierabend direkt um Haushalt, Freunde, Familie, Sport oder Hobbys kümmern. Dies reduziert Stress, fördert die mentale Gesundheit und sorgt für eine bessere Work-Life-Balance.

Studien zeigen dazu, dass viele Menschen im Homeoffice konzentrierter und effizienter arbeiten. Kein Großraumbüro, in dem ständig jemand telefoniert, keine unnötigen Meetings, die den Tag zerreißen, kein inhaltsloser und sinnloser Smalltalk in der Teeküche. Stattdessen: fokussiertes ruhiges Arbeiten in einer selbstbestimmten Umgebung. Das Ergebnis dürfte klar sein: Höhere Leistung in kürzerer Zeit, mehr Zeit für Produktivität und Inhalte.

Eine bekannte und zentrale Studie von Gloria Mark, Professorin für Informatik an der University of California, Irvine. zeigt, dass Menschen im Durchschnitt etwa 23 Minuten und 15 Sekunden benötigen, um nach einer Unterbrechung wieder in ihre ursprüngliche Aufgabe zurückzufinden. Unser Gehirn muss durch den Kontextwechsel Energie aufwenden, um sich neu zu orientieren. Das bedeutet, dass jede Unterbrechung nicht nur Arbeitszeit stiehlt, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Das Störungen im Homeoffice weniger häufiger sind erscheint plausibel. Auch dies bedeutet weniger Stress und bessere mentale Gesundheit.
Quelle (externer LInk): https://ics.uci.edu/~gmark/chi08-mark.pdf

Unternehmen, die auf Homeoffice setzen, brauchen weniger Büroflächen – und sparen dadurch enorme Kosten. Gleichzeitig wird wertvoller Raum in den Städten frei, der statt für Büros für Wohnraum (um-)genutzt werden könnte. Angesichts steigender Mieten und Wohnungsknappheit wäre das geradezu eine Win-win-Situation für Wirtschaft und Gesellschaft.

Mitarbeitende, die flexibel arbeiten dürfen, sind zufriedener und motivierter. Sie identifizieren sich stärker mit ihrem Job und dem Unternehmen, weil sie nicht das Gefühl haben, ihr Leben zur Gänze für die Arbeit opfern zu müssen. Zufriedenheit führt zu besserer Leistung – was wiederum Unternehmen zugutekommt – auch dies eine Win-win-Situation.

Natürlich gibt es Berufe, die Präsenz erfordern, und nicht jede:r kann oder möchte im Homeoffice arbeiten. Aber die pauschale Forderung nach einer Rückkehr ins Büro ist schlicht und ergreifend ein Rückschritt. Die Vorteile von Remote-Arbeit – für Umwelt, Wirtschaft und Menschen – sind zu offensichtlich, um ignoriert zu werden. Statt einer „Rückkehr zur alten Normalität“ sollten wir uns fragen, welche Zukunft wir wirklich wollen: eine, die an alten Strukturen festhält (Diese Frage sollten wir uns übrigens auch auf politischer ebene stellen) oder eine, die Arbeit smarter, flexibler, nachhaltiger und vor allem menschlicher gestaltet.

17.02.2025

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