Dark
Light

Freundschaften im Wandel der Zeit

1. Mai 2025
Freundschaft, Veränderungen, Wandel, Bruch
Grafik: Sven E. Hofmann

Wie Beziehungen und Lebensumstände alte Bande verändern

Freundschaften wirken meist wie ein sicherer Hafen und bilden das Rückgrat unseres sozialen Lebens. Doch wie alle zwischenmenschlichen Beziehungen unterliegen auch sie Veränderungen und Belastungen. Neue Partnerschaften, Ehe, Kinder, gesundheitliche Herausforderungen, persönliche Entwicklungen (auch oder vor allem inhaltlicher Natur) oder finanzielle Unterschiede können Spannungen erzeugen oder sogar zu einer Distanzierung, einem Auseinanderleben bis hin zur Trennung führen.

In dieser Reflexion möchte ich einige Mechanismen und Dynamiken beleuchten, die solche Entwicklungen prägen, und Wege aufzeigen, wie Freundschaften in schwierigen Zeiten erhalten, vertieft oder wiederbelebt werden können – aber auch wann es sinnvoller ist, loszulassen.

Die stille Verschiebung

Ein häufiger Grund für das Auseinanderdriften von Freundschaften ist der Beginn einer neuen Partnerschaft. Prioritäten verschieben sich, und eine Person, die zuvor einen zentralen Platz im Leben einnahm, tritt in den Hintergrund. Besonders in engen Freundschaften, die über Jahre hinweg durch regelmäßigen Kontakt und gemeinsame Erlebnisse geprägt waren, kann dieser Wandel schmerzhaft und schwer verständlich sein – vergleichbar mit einem Trennungs- oder Trauerprozess.

Aus soziologischer Perspektive stellt sich die Frage, wie enge Freundschaften durch die Dynamik romantischer Paarbeziehungen beeinflusst werden. Die philosophische Betrachtung regt dazu an, über das Wesen von Freundschaft und die Verantwortung innerhalb solcher Bindungen nachzudenken und darüber welche moralischen Verpflichtungen man gegenüber seinen Freund:innen hat.

Freundschaften, die scheinbar wenig durch äußere Bedingungen beeinflusst waren, die lange Zeit als fester Bestandteil des Alltags wahrgenommen wurden – mit regelmäßigen Treffen, gemeinsamen Aktivitäten und geteilten Momenten – erscheinen oft als selbstverständlich. Doch ist das wirklich so?

Psychologische Dynamiken und Anpassungsprozesse – Freundschaft im Spannungsfeld neuer Partnerschaften

Psychologisch betrachtet ist es nachvollziehbar, dass Menschen ihre Lebensgewohnheiten und Beziehungen anpassen, wenn sie eine neue romantische Verbindung eingehen. Dabei können bis dahin eng gelebte Freundschaften in den Hintergrund geraten.

Denn, Menschen lassen sich in ihren sozialen Interaktionen stark durch emotionale Bedürfnisse leiten. In neuen Partnerschaften dominiert häufig das Verlangen nach Zugehörigkeit, Nähe und emotionaler Sicherheit. Die Anfangsphase ist zudem meist von viel gemeinsamer Zeit und gesteigerter Aufmerksamkeit geprägt.

Dieses Verhalten kann einerseits ein Ausdruck des Wunsches nach Bindung und Stabilität sein, andererseits auch der Versuch, Konflikte zu vermeiden oder einen gemeinsamen Lebensentwurf zu festigen. Dabei werden bestehende Freundschaften häufig auch unbewusst vernachlässigt.

Hier kommt das psychologische Prinzip der kognitiven Dissonanz ins Spiel: Um innere Konflikte zwischen den Bedürfnissen der Freundschaft und der Partnerschaft zu vermeiden, entscheiden sich viele instinktiv für den scheinbar leichteren Weg – sich ausschliesslich auf die Partnerschaft zu konzentrieren. Diese sich wiederholende Bagatellisierung führt jedoch zu einer schleichenden Veränderung in der Wahrnehmung der Freundschaft, die zunehmend an Bedeutung verliert, oft sogar ohne dass dies als Verlust erkannt wird.

Die Folge ist eine wachsende Distanz: Die Präsenz nimmt ab, das Gleichgewicht zwischen Partnerschaft und Freundschaft verschiebt sich. Die befreundete Person fühlt sich zurückgesetzt, was Enttäuschung, Rückzug und letztlich die Auflösung der Freundschaft zur Folge haben kann. So entsteht ein Kreislauf, in dem der Kontakt allmählich abnimmt, bis die Freundschaft schließlich endet.

Von einem soziologischen Standpunkt aus betrachtet, ist der Wandel in Freundschaften vor dem Hintergrund des sozialen Beziehungsgeflechts zu verstehen. Freundschaften und romantische Partnerschaften nehmen in modernen Gesellschaften unterschiedliche, aber wichtige Rollen ein. Während Freundschaften oft auf Freiwilligkeit und Gleichheit basieren, sind romantische Beziehungen meist stärker normativ geprägt. Es gibt gesellschaftliche Erwartungen an romantische Partnerschaften, die oft mit einem hohen Maß an Exklusivität verbunden sind.

Der Soziologe Georg Simmel spricht in seiner „Soziologie der Geselligkeit“ von der „Kraft der Nähe“, die soziale Beziehungen maßgeblich beeinflusst. Partnerschaften schaffen eine Form der Nähe, die schwer mit anderen Bindungen konkurrieren kann. Es entsteht eine Art „sozialer Verdrängung“, bei der frühere soziale Bindungen, auch enge Freundschaften, von der intensiven Aufmerksamkeit der neuen Partnerschaft abgelöst werden. Auch die räumliche und zeitliche Nähe verändert sich oft: Was früher spontane Unternehmungen waren, wird nun durch ein komplexeres Zeitmanagement ersetzt, da die Anforderungen der Beziehung berücksichtigt werden müssen.

Ein weiterer wichtiger soziologischer Aspekt ist die „sozial-räumliche Differenzierung“ von Beziehungen. Während Freunde früher einen bedeutenden Teil der „sozialen Welt“ des Individuums ausmachten, wird diese Welt durch eine Partnerschaft stärker auf den intimen Raum der Zweierbeziehung fokussiert. Hierbei wird deutlich, dass die schwindende Zeit für Freundschaften nicht zwingend auf mangelndem Interesse basiert, sondern eher eine Funktion der neuen sozialen Realität ist, in der sich der betreffende befindet.

Philosophische Überlegungen: Die Ethik der Freundschaft und die Balance der Beziehungen

Philosophisch betrachtet stellt sich die Frage, welche moralischen Verpflichtungen Menschen gegenüber ihren Freund:innen haben – insbesondere dann, wenn neue Lebensabschnitte wie eine Partnerschaft beginnen. Aristoteles unterscheidet in seiner Nikomachischen Ethik drei Arten von Freundschaft: die Freundschaft des Nutzens, der Lust und der Tugend. Die höchste Form ist die Freundschaft der Tugend, in der sich beide gegenseitig um ihrer selbst willen schätzen. Diese Form der Freundschaft gilt als besonders beständig, da sie auf tiefem gegenseitigem Verständnis und Respekt basiert.

Wenn eine solche Freundschaft durch den Beginn einer neuen Partnerschaft in den Hintergrund tritt, stellt sich die Frage, ob diese Verschiebung gerechtfertigt ist. Aristoteles hätte vermutlich argumentiert, dass es eine moralische Pflicht gibt, tugendbasierte Freundschaften zu pflegen. Gleichzeitig hätte er anerkannt, dass das Leben einem ständigen Wandel unterliegt und Beziehungen – ob freundschaftlich oder romantisch – nicht statisch sind. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zu finden, in dem sowohl die romantische Partnerschaft als auch die Freundschaft ihren Platz behalten als auch gedeihen können. Andererseits kann man auch die Frage stellen, ob man womöglich einer Täuschung zum Opfer gefallen ist und die Freundschaft nicht eine der Tugend sondern doch „nur“ eine des Nutzens war.

>> Am Ende dieses Artikels findest du einen Link zum fünfzehnten Kapitel der Nikomachischen Ethik sowie einen weiteren Link zu einem ergänzenden Artikel. <<

Ein modernerer Ansatz, inspiriert von der Philosophie Immanuel Kants, könnte die Bedeutung von Autonomie und Freiheit innerhalb zwischenmenschlicher Beziehungen betonen. Kant hätte vermutlich argumentiert, dass wahre Freundschaft auf gegenseitiger Achtung der Freiheit der jeweils anderen Person basiert. Wenn jemand seine Prioritäten neu setzt, könnte dies als Ausdruck der eigenen Autonomie verstanden werden. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, eine langjährige Freundschaft zugunsten einer neuen Beziehung aufzugeben. Kant hätte vermutlich betont, dass es entscheidend ist, die Rechte und die Würde aller Beteiligten zu achten – sowohl der Partnerperson als auch der befreundeten Person.

Ist das langsame Ausklingen einer Freundschaft eine natürliche Entwicklung?

Es bleibt die Frage: Ist es unvermeidlich, dass Freundschaften einschlafen, wenn eine neue Beziehung beginnt? Hier lohnt sich auch der Blick auf die Perspektive der Person, deren Freundschaft in den Hintergrund gerät. Oft bleibt ein Gefühl der Zurückweisung, verbunden mit dem Wunsch, die einstige Verbindung wiederzubeleben. Gleichzeitig wird jedoch erkannt, dass sich die Umstände verändert haben. Was früher selbstverständlich war – regelmäßige Treffen, gemeinsame Unternehmungen – wird nun zur Seltenheit. Die betroffene Person fühlt sich möglicherweise hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Freundschaft aufrechtzuerhalten, und dem Verständnis dafür, dass sich das Leben des Gegenübers gewandelt hat.

Aus einer existenzialistischen Perspektive – wie sie etwa von Jean-Paul Sartre oder Albert Camus vertreten wurde – könnte man argumentieren, dass zur Freiheit des Individuums auch gehört, sich von alten Bindungen zu lösen, um neue Wege zu gehen. Sartres Konzept des „Seins-für-sich“ betont, dass jede Person für die eigenen Entscheidungen und deren Konsequenzen verantwortlich ist. Wenn sich jemand entscheidet, Zeit und Aufmerksamkeit stärker auf eine Partnerschaft zu richten, ist das Ausdruck existenzieller Freiheit. Camus hingegen hätte betont, dass das Leben absurd ist und keinen festen Sinn oder Zweck kennt – auch nicht in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen. Freundschaften können bestehen oder zerfallen – es liegt an uns, wie wir damit umgehen.

Ein wohlwollender Blick auf den Wandel

Wie lässt sich all das wohlwollend betrachten? Vielleicht liegt die Antwort in einem tieferen Verständnis für die menschliche Natur und in der Akzeptanz, dass sich Beziehungen im Laufe des Lebens verändern. Es ist wichtig, die andere Person nicht als jemanden zu sehen, der bewusst vernachlässigt, sondern als jemanden, der sich in einer neuen Lebensphase befindet. Der Wandel ist keine Ablehnung der Freundschaft, sondern eine natürliche Folge veränderter Umstände.

Die Person, die nun einen Großteil ihrer Zeit mit der Partnerperson verbringt, handelt nicht aus Bosheit oder Desinteresse, sondern passt sich einer neuen Realität an, in der andere Bedürfnisse in den Vordergrund rücken. Das muss nicht bedeuten, dass die Freundschaft zwangsweise endet. Sie wird sich verändern oder hat sich bereits verändert, ja – aber sie kann bei beiderseitigem Interesse und Zutun auch in einer neuen Form weiterbestehen, vielleicht weniger intensiv, aber dennoch bedeutsam.

Beziehungen – sei es zu Freund:innen, Partnerpersonen oder zur Familie – durchlaufen natürliche Phasen von Nähe und Distanz, Intensität und Ruhe. Diese Dynamik ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein Ausdruck des Lebens selbst. Was in der Kindheit oder Jugend selbstverständlich war, tritt im Erwachsenenleben häufig hinter berufliche, familiäre oder partnerschaftliche Verpflichtungen zurück.

Es ist daher nicht überraschend, wenn Freundschaften, die einst zentral waren, mit der Zeit eine weniger dominante Rolle einnehmen. Das mindert jedoch nicht ihren Wert. Vielmehr entwickeln sie sich oft zu einer Art „Hintergrundverbindung“, die nicht von der Häufigkeit des Kontakts lebt, sondern von der Tiefe der Bindung. Solche Freundschaften können auch lange Phasen der Distanz überdauern, wenn sie auf Respekt und gegenseitigem Verständnis basieren.

Diese Art von Verbindung, die Distanz aushält, kann oft stabiler als oberflächliche Bekanntschaften und sogar Partnerschaften sein. Sie verlangt weniger, bietet aber mehr Tiefe. Hier entsteht die Idee der „stillen Verbundenheit“ – zu wissen, dass man füreinander da ist, auch ohne ständigen Kontakt. Eine solche Freundschaft ist typisch für das Erwachsenenleben und wird weniger durch Quantität als durch Qualität geprägt. Dies erscheint mir wird, beeinflusst durch viele äußere Faktoren, jedoch immer seltener.

Der Raum für Enttäuschung und Selbstreflexion

Gleichzeitig sollte die Enttäuschung über den Verlust regelmäßiger Treffen nicht ausgeklammert werden. Denn das Gefühl, in den Hintergrund zu geraten, kann sehr schmerzhaft sein. Diese Art von Verlust wird selten offen thematisiert, weil Freundschaften – anders als romantische Beziehungen – meist weniger öffentlich verhandelt werden. Auch sie können emotional tiefgreifend sein und bei einer Trennung auch zu Trauer führen.

Hier bietet sich Raum zur Selbstreflexion. Warum empfinden wir den Verlust so stark? Gab es unausgesprochene Erwartungen, die nun enttäuscht wurden? Die existenzialistische Philosophie – insbesondere die Gedanken Sartres und Camus’ – erinnert uns daran, dass Freiheit immer auch Unsicherheit und die Möglichkeit der Enttäuschung mit sich bringt. Wenn wir annehmen, dass keine Beziehung unverändert bleibt, können wir Veränderungen als natürlichen Teil des Lebensprozesses annehmen, anstatt sie als persönlichen Rückschlag zu deuten.

Es geht nicht darum, Schmerz zu verdrängen, sondern ihn als normale Reaktion auf Veränderung zu akzeptieren. Wer sich selbst hinterfragt, kann lernen, loszulassen – und gleichzeitig offen für neue Möglichkeiten bleiben, sei es in bestehenden oder neuen Beziehungen.

Die Kunst, Veränderungen zu akzeptieren

Freundschaften sind lebendige Beziehungen, die sich über die Zeit hinweg wandeln. Sie ähneln Pflanzen, die mal mehr, mal weniger Pflege benötigen. In Phasen neuer und bestehender Partnerschaften scheint es oft, als würden sie verkümmern – doch das bedeutet nicht, dass sie verloren sind. Manchmal reicht es, ihnen Raum zu geben und anzuerkennen, dass sich die Dynamik verändert hat.

Wenn wir Freundschaften als flexible, sich entwickelnde Verbindungen verstehen, können wir die schmerzhaften Aspekte des Wandels abmildern und Platz für neue Formen der Verbundenheit schaffen. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance: Freundschaft neu zu definieren und sie so zu gestalten, dass sie den veränderten Lebensumständen gerecht wird. So wie Pflanzen sich an neue Umgebungen anpassen können, so besitzen auch Freundschaften das Potenzial, in anderer Form weiterzuwachsen.

Kommunikation spielt hierbei eine zentrale Rolle. Häufig zerbrechen Freundschaften nicht an klaren Entscheidungen, sondern an einem schleichenden Schweigen, das beide Seiten als unangenehm empfinden. Ein offenes Gespräch über veränderte Erwartungen und Bedürfnisse kann helfen, Missverständnisse auszuräumen und eine neue Basis zu schaffen. Es geht nicht darum, die Vergangenheit zurückzuholen, sondern darum, offen für eine andere Form der Freundschaft zu sein, die zur aktuellen Lebenssituation passt.

Philosophisch betrachtet erinnert uns der Wandel daran, dass nichts im Leben statisch ist. Die wahre Kunst besteht darin, mit Veränderung gelassen umzugehen – den Freund nicht als „verloren“, sondern als „verändert“ zu betrachten. Freundschaften brauchen die gleiche Wandlungsfähigkeit wie jede andere Beziehung. Mit Offenheit, Empathie und Kommunikation lässt sich eine neue, vielleicht leisere, aber dennoch tragfähige Form von Freundschaft entwickeln.

Muss man eine Freundschaft reanimieren wenn sie eingeschlafen ist?

Ganz klar, nein! Nicht jede Freundschaft muss aktiv reanimiert werden. Es gibt stille Verbindungen, die über Jahre hinweg ruhen und dennoch in einem Gefühl von auch tiefer Zugehörigkeit bestehen bleiben. Aber es gibt auch solche, die psychisch und physisch mehr Aufwand und Kraft kosten würden, als sie an Lebendigkeit zurückgeben würden. In diesen Fällen kann es heilsam sein, sie still und leise gehen zu lassen – ohne Groll, aber wenn möglich vielleicht mit Dankbarkeit für das, was einmal war.

Die Frage, ob man eine eingeschlafene Freundschaft wiederbeleben sollte, lässt sich aber letztlich nur individuell beantworten. Ein hilfreiches Kriterium könnte sein: Wenn allein der Gedanke an die Reanimation (ich habe dieses Wort übrigens bewusst gewählt) der Verbindung mit mehr innerem Druck als mit Vorfreude verbunden ist, spricht vieles dafür, es auf sich beruhen und die Freundschaft und den Menschen gehen zu lassen.

Wann und warum ist es sinnvoll eine Freundschaft zu beenden

So schwer mitunter alleine der Gedanke fällt, nicht jede Freundschaft ist auf Dauer angelegt – und nicht jede sollte es sein. Denn Freundschaften können uns bereichern, aber auch belasten.

Wenn über längere Zeit ein deutliches Ungleichgewicht entstanden ist, etwa durch wiederholte Ignoranz, Abwertung, Diskriminierung, ständiges Übergehen von Grenzen oder das Gefühl besteht, nur dann wichtig zu sein, wenn man gebraucht wird, kann das seelisch zermürbend sein. Es lohnt sich besonders dann innezuhalten, wenn Gespräche und Versuche, Missverständnisse oder Unstimmigkeiten zu klären, ins Leere laufen oder vom Gegenüber sogar als lästig oder anstrengend empfunden werden.

Dann gilt es, zwischen temporären Verstimmungen und dauerhaften, strukturellen Unausgewogenheiten zu unterscheiden. Ist der Kontakt nur im Augenblick gestört, oder gibt es ein Muster des Ausblendens und Übergehens, das nicht mehr zu einer reifen, gleichberechtigten Beziehung auf Augenhöhe passt?

Ein Ende kann dann schlicht ein Akt der Selbstfürsorge sein. Es bedeutet nicht, dass die Freundschaft wertlos war – sondern dass sie ihren Platz im Leben verloren hat. Manchmal passt ein Mensch einfach nicht mehr in das Leben, das man nun führt. Und das ist kein Zeichen von Versagen, sondern ein Ausdruck von Entwicklung.

Am Ende geht es darum, die Balance zu finden: zwischen Nähe und Distanz, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Bindung und Freiheit. Vielleicht liegt genau darin die größte Herausforderung – aber auch das größte Potenzial.

Weiterführende Links:
Fünfzehntes Kapitel der Nikomachischen Ethik: https://www.projekt-gutenberg.org/aristote/nikomach/niko0815.html (externer Link)

Einen ergänzenden Artikel zum Thema findest Du hier: Wenn Nähe trügt – über falsche Freundschaften und schlechten Charakter

01.05.2025

Don't Miss

hinterriss-engtal-unsichtbar-ibmt

Spieglein, Spieglein

Auf einer abgelegenen Bergstraße, umgeben von Bergwiesen und majestätischen Gipfeln,
the end schreibmaschine artikel soziale medien

This is the end

In den Flachwassern der sozialen Medien scheint es eine unausgesprochene
Caravanserai Santana, Schreibmaschine

Santana Caravansarai – Ein zeitloses Latin-Jazz-Rock Album der 70er.

Caravanserai war das vierte Studioalbum von Santana und erschien 1972.
Bürogebäude in London

Home sweet homeoffice

Immer häufiger mehren sich in letzter Zeit in diversen Artikeln
Was ist so schlimm am Kapitalismus - Buchempfehlung

Was ist so schlimm am Kapitalismus – Buchempfehlung

Ein, nein DAS Buch, das ich am schnellsten verschlungen habe