Tove Ditlevsen, Kindheit

Kindheit von Tove Ditlevsen. (K)eine Nachtlektüre.

[Werbung] Ein bereits viel besprochenes Buch das in meinem Lieblings-Buchladen auslag und mir sofort ins Auge fiel. Vor Ort kurz hineingelesen „Von der Mutter lernte ich…“ „Auf dem Grund meiner Kindheit steht…“ und entschieden es zu kaufen. So lag es dann eine Weile zu Hause herum bis ich es eines Abends zur Hand nahm und am Stück durchlas.

Wie ein einziger langer, wohlgeformter, schöner, schrecklicher Satz kam es mir vor. Wie eine einzige nicht enden wollende Qual die Ditlevsen durchlebte. Deprimierend.

Ditlevsen offenbart eine limitierte, zurückgwiesene, gewalttätige, selten hoffnungsvolle, gefühlskalte, Kindheit, die an Folter und Selbstfolter erinnert.

„Dunkel ist die Kindheit…“

Sie entscheidet sich sich zu verschliessen und andern gegenüber zu verstellen. „Lieber sollen mich alle für Dumm halten.“ Nur einer einzigen Lehrerin kann sie sich nicht verweigern, die Ihre Intelligenz erkennt. Dies wird jedoch ohne Konsequenz bleiben – der Besuch des Gymnasiums wird Ihr verwehrt.

Die einzigen Fluchten scheinen Ihre Gedichte über die Liebe zu sein, die sie in der Kindheit in Ihrem Poesiealbum ebenfalls versteckt und auf eine Möglichkeit wartet diese zu veröffentlichen.

Abseits der Gedichte ragen zwei Stellen im Buch hinaus, in denen Ditlevsen jeweils einen Moment ungefilterter, offener Gefühle beschreibt. Zu finden am Ende von Kapitel 13 und am Schluss des Buches.

Man erfährt wenig vom Aussen, das Geschriebene ist fokussiert auf die Erfahrungen der Autorin. Dadurch wird das Buch zeitlos und das geschriebene funktioniert noch heute. Das eine solche Kindheit im Erwachsenen Alter zur Katastrophe führte scheint vorgegeben. Ihren Kindheitstraum Dichterin zu werden, hat sie zum Glück verwirklicht.

Im Moment verspüre ich wenig Lust die beiden fortsetzenden Bände zu lesen. Das Gelesene darf eine Weile ruhen.

Aufbau Taschenbuch
20.09.2022
ISBN 978-3-7466-3992-5
118 Seiten
Kopenhagen-Trilogie Bandnummer 1